Elisabeth Timm

„ERFOLG IST SCHÖN UND GUT UND WAHR“ oder: so schreibt man Tick, Trick und Track

Ein Emailbetreff in Versalien vom Februar 2011 erinnert mich an Birgit Wagner. Damals durfte ich an der Universität Wien als Assistentin am Institut für Europäische Ethnologie in der „AG Kulturwissenschaften / Cultural Studies“ mitarbeiten, im Sommer desselben Jahres wurde ich dann an die Universität Münster berufen.

Diese AG war eine interdisziplinäre Gruppe, mit der Birgit die Entwicklung eines Erweiterungscurriculums „Kulturwissenschaften / Cultural Studies“ in Angriff genommen hatte. Den freundlichen Ernst, mit dem sie sich zu allen inhaltlichen und organisatorischen Fragen dieser Sache bekannte, finde ich bis heute nachahmenswert. Die sogenannte AG KUWI/CS stellte aus Fachlehrveranstaltungen jedes Semester zunächst ohne zusätzliche Mittel das EC Kulturwissenschaften/Cultural Studies zusammen, und Birgit erreichte nach und nach eine Institutionalisierung mit einer Koordinationsstelle. Dafür waren „Kampfsitzungen“ (so nannte sie das) in den Fakultäten und an den Instituten notwendig – wie gut es doch für Lehre und Forschung ist, dass es Professorinnen wie sie gab und gibt, die Gremien für Kämpfe zu nutzen wissen.

Der „ERFOLG“ in Birgits Email von 2011 war die Verlängerung des Erweiterungscurriculums um sechs Semester. Dieses Angebot besteht an der Universität Wien immer noch und heißt jetzt „Kulturwissenschaftliches Denken (Erweiterungscurriculum)“.

Zusammen mit Christina Lutter lud Birgit Wagner mich dann in die Wiener Redaktion der damals neu gegründeten „Zeitschrift für Kulturwissenschaften“ ein. Auch da war sie sich für nichts zu schade und immer freigiebig und großzügig mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung: Die, die auf dem Cover stehen, machen natürlich auch die Arbeit, man delegiert das nicht an irgendeine namenlos bleibende untergeordnete Nachwuchsperson. Erst später, als dann überall Regelwerke guter wissenschaftlicher Praxis sowas fixiert haben wurde mir klar, dass das überhaupt nicht selbstverständlich war. Unvergesslich ist mir das Schlusskorrektorat des von uns mit Siegfried Mattl herausgegebenen Themenhefts „Filmwissenschaft als Kulturwissenschaft“ (2007) an einem rettungslos heißen Sommernachmittag in der Stadt. Wir haben es geschafft, die unendlich vielen Varianten der Schreibweise von Donalds Neffen in einem der Beiträge in den Griff zu kriegen. Ich kann die drei Namen immer noch in der richtigen Reihenfolge hersagen und auswendig buchstabieren. Aber viel wichtiger als so ein nutzloses Wissen ist Karin Harrasser, die ich in dem von Birgit Wagner geschaffenen Habitat der Romanistik und Kulturwissenschaften im Alten AKH im 9. Bezirk kennengelernt habe, wir arbeiten immer noch zusammen und geben mittlerweile fast schon zehn Jahre lang die ZfK heraus.

„Dankbarkeit ist keine politische Kategorie“, das als dritter und abschließender O-Ton, der mir aus den Wiener AG- und Redaktionssitzungen von Birgit in den Ohren klingt. Die Gremienarbeit an der Universität übersteht man mit dieser Devise sicher besser. Aber persönlich, liebe Birgit, ist Dankbarkeit schon eine Kategorie: merci beaucoup!

Elisabeth Timm, Münster